Klein Osterhäschen und sein schnatternder Stummelschwanz

 

 

 

"Wach auf! Wach auf! Es ist schon heller Tag!" rief der Sonnenstrahl und kitzelte Klein Osterhäschens Nase.

 

Klein Osterhäschen öffnete vorsichtig erst das eine, dann, als er sah, dass es tatsächlich hell war, das andere Auge.

 

Frühlingssonne. Es ist endlich Frühling! Und zum allerersten Mal war er dabei. Er war endlich groß genug, um mit den anderen Osterhasen am Ostersonntagmorgen loszuziehen und den braven Kindern bunte Ostereier und Schokolade zu bringen.

 

Flink stieg er aus seinem Bett, wusch sich schnell und zog seine besten Kleider an. Er wollte sich ja vor den anderen nicht blamieren.

 

In der Küche hatte seine Mutter schon einen Möhrenbrei zum Frühstück für ihn bereitgestellt. Hastig schlang er den Brei herunter.

 

"Langsam, langsam!" rief sein Stummelschwanz ihm zu. "Wir haben noch reichlich Zeit zum Appellplatz zu kommen."

 

Aber Klein Osterhäschen hatte schon den letzten Rest seines Breis gegessen und stürmte durch die Tür nach draußen. Aus allen Türen der Osterhasensiedlung kamen festlich herausgeputzte Hasen und Häsinnen und plapperten aufgeregt miteinander.

 

"Hallo Klein Osterhäschen! Darfst du in diesem Jahr auch mitmachen? Ich bin ja so aufgeregt. Wie wird es in der Welt der Menschen wohl sein? Meine Mutter sagt wir sollen bloß aufpassen, dass wir keinem Fuchs, Jäger oder gar einer Hexe in die Hände fallen." rief Knubbelnäschen, sein Freund ihm zu, als er sich dem Hauptweg zum Appellplatz näherte.

 

"Oh, Mann, der schnattert ja schneller als ich." flüsterte Klein Osterhäschens Stummelschwanz leise.

 

"Pst. Sei ruhig. Nicht, dass jemand merkt, dass du sprechen kannst." erwiderte Klein Osterhäschen und sah sich besorgt um. Aber niemand schien etwas bemerkt zu haben. Alle waren in ihren Gedanken schon bei ihrer bevorstehenden Aufgabe.

 

Endlich erreichte er den Appellplatz und konnte einen Platz in der ersten Reihe vor dem großen Podium ergattern. Knubbelnäschen drängte sich neben ihn.

 

Ein lauter Gong kündigte den Oberosterhasen an, der mit gemessenem Schritt und sehr würdevoll das Podium betrat.

 

"Ruhe bitte!" rief er mit tiefer, lauter Stimme und sofort war es im ganzen Osterhasendorf mucksmäuschenstill. "Liebe Osterhasen und Osterhäsinnen. Es ist mal wieder Zeit, dass ihr in die Welt hinaus zieht und eure wichtige Aufgabe erfüllt. Jedes Jahr warten aufgeregt überall die Kinder auf ihre gefüllten Osternester. Jeder von euch bekommt einen großen Rucksack mit bunt gefärbten Ostereiern, Schokoladeneiern und Schokoladenosterhasen. Ihr habt während des Winters in der Schule gelernt, wie und wo ihr die Osternester verstecken sollt und welche Gefahren in der Menschenwelt lauern. Nun zieht hinaus und macht eure Sache gut."

 

Er breitete seine Arme aus und auf dem großen Podium erschienen unzählige Rucksäcke, die prall gefüllt waren mit allem, was das Kinderherz zur Osterzeit begehrt.

 

Schnell schnappte sich Klein Osterhäschen einen der Rucksäcke und begab sich zu dem großen magischen Portal, dass die Osterhasenwelt mit der der Menschen verbindet.

 

Urplötzlich befand er sich in einem dichten, dunklen Wald wieder. Ängstlich und schnell hoppelte er in Richtung Waldrand.

 

"Hoffentlich ist kein Fuchs oder Jäger in der Nähe und ich hab gehört, dass es im Wald eine Hexe in einem Knusperhäuschen gibt, die sogar kleine Kinder isst. Die wird dann bestimmt auch nicht vor Osterhasen zurückschrecken." schnatterte aufgeregt sein Stummelschwanz.

 

"Das ist doch ein Märchen. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden da vorne in den Garten des Hauses gehen, unsere Osternester aufbauen und sofort wieder verschwinden." beruhigte Klein Osterhäschen ihn und zeigte auf ein Haus, das sich gleich in der Nähe des Waldrandes befand.

 

"Hoffentlich geht alles gut! Hoffentlich geht alles gut!" schnatterte das Stummelschwänzchen immer wieder.

 

"Ruhe! Wir sind in der Nähe der Menschen. Wir dürfen nicht entdeckt werden." wies ihn Klein Osterhäschen zurecht.

 

Er hoppelte in einen kleinen Garten und zog zwei Nester aus Stroh und Gras heraus. Sofort sprangen jeweils fünf bunte Ostereier, sieben Schokoladeneier und ein Schokoladenosterhase aus dem Rucksack und legten sich hinein.

 

"So. Das wäre geschafft." sagte Klein Osterhäschen zu seinem Stummelschwanz. Plötzlich erschrak er. Vom Haus her hörte er ein leises Poltern. Schleunigst versteckte er sich hinter einer großen Regentonne, die an der Grundstücksgrenze aufgestellt war. Kaum hatte er sich in Sicherheit gebracht, kamen schon zwei Kinder aus dem Haus gestürmt und machten sich auf die Suche nach den Osternestern.

 

"Ich hab eins gefunden!" rief das kleine Mädchen und strahlte über das ganze Gesicht.

"Ich hab auch eins!" rief der kleine Junge und biss sofort genüsslich in ein Schokoladenei.

Sie trugen vorsichtig die beiden Nester ins Haus.

 

"Uff, das war knapp." meinte das Stummelschwänzchen.

 

"Du hast Recht. Wir sollten sofort zurück ins Osterhasenland." erklärte Klein Osterhäschen und hoppelte schnurstracks in den Wald zurück. Schnell fand er das magische Portal, dass ihn wieder in seine Osterhasenwelt brachte.

 

Für dieses Jahr war seine Aufgabe erfüllt und er freute sich schon darauf im nächsten Frühling wieder Kinderaugen durch seine Geschenke strahlen zu lassen.

 

 

-Ende-

 

 

Thema: Klein Osterhäschen und sein schnatternder Stummelschwanz

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